Jemanden in ihre Welt mitnehmen zu können, das ist ein großer Wunsch von Molly Holst. Ihre synästhetischen Wahrnehmungen werden vor allem über das empfindsame Gehör und die Haptik (Berührungen) stimuliert und spielen sich außerdem stark im Mundraum (Gaumen) ab, was nicht immer angenehm ist. So löst etwa das Berühren von Plastikformen einen ölig-bitteren Geschmack aus. Geräusche und Klänge ziehen als mehrdimensionale Formen, Figuren oder Farben an ihr vorüber – und übertragen sich auf die eigene Körperwahrnehmung und Haltung: Molly übernimmt diesen Wahrnehmungsverlauf und bewegt sich so scheinbar synchron dazu.
Die „Sendung mit der Maus“ weckt wohl bei fast jedem süße Kindheitserinnerungen. Für Molly Holst schmecken sie nach Krokant und sehen wie hinab fallende, sich stapelnde Kokosnussschalen aus.
Das ist synästhetische Höhlenmalerei und mit der Brille ist es dann das 21. Jahrhundert! Das ist unglaublich!
Von akustischen Reizen ausgelöste Farbvorstellungen bezeichnet man als farbiges Hören. Diese visuellen Empfindungen sind Teil der synästhetischen Wahrnehmungen von Molly Holst. Jeder Sound ergibt dabei ein synästhetisches Bild mit ganz unterschiedlichen Farbverläufen und -schwerpunkten, die sie auf Papier skizziert und veranschaulicht.
Die VR-App „Synesthesia – true colors“ eröffnet jetzt völlig neue Möglichkeiten, das farbige Hören individuell erlebbar zu machen und mit anderen zu teilen. „Ich finde das ganz aufregend, und ich war richtig berührt, als der erste Bildverlauf fertig war und ich das dann sehen konnte über die Brille. Und da hab ich gedacht: Das bist du Molly, das bist du!“